von Lisa Braun, Michel Pütz, Rosalie Schröder, Christoph Schwenck, Benjamin Strothmann, Marcel Thielemeyer, Christina Winkler & Wenqian Zhang
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Entstanden im Rahmen des Projekts "Sustainable Futures" der Universität Hamburg / Hamburg Open Online University (www.hoou.de).
Lisa Braun, Michel Pütz, Rosalie Schröder, Christoph Schwenck, Benjamin Strothmann, Marcel Thielemeyer, Christina Winkler & Wenqian Zhang
cc-by-sa| 03-2016
Die zunehmende Zahl an Flüchtlingen, die zurzeit in Hamburg eintreffen, verlangt eine gut durchdachte Strategie zur erfolgreichen Integration der MigrantInnen in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt. Das vorliegende interdisziplinäre Paper untersucht, welche Rolle Begegnungszentren in Form von Kontakt- und Arbeitsbörsen im Integrationsprozess spielen können. Diese Frage wird aus psychologischer, erziehungswissenschaftlicher und volkswirtschaftlicher Sicht beleuchtet. Anschließend erfolgt eine Analyse der Integrationszentren Hamburgs im Hinblick auf die Arbeits- und Kontaktkomponente. Aus den Analyseergebnissen wird ein Entwurf für ein Begegnungszentrum in Hamburg abgeleitet, der insbesondere aus einer Ergänzung des Angebots besteht. Als Gesamtfazit zeichnet sich ab, dass Begegnungszentren sowohl aus sozialen als auch ökonomischen Gesichtspunkten einen integrativen Mehrwert darstellen. Hier sind vor allem der Kontakt zwischen Flüchtlingen und Einheimischen sowie die Arbeitserprobung der Flüchtlinge durch die Arbeitsbörse zu nennen. Im Allgemeinen soll dieses Paper dazu anregen, Herangehensweisen zur Flüchtlingsthematik zu entwickeln, die die gesellschaftliche und ökonomische Stabilität Hamburgs auch langfristig erhalten.
Flüchtlinge, Integrationszentrum, Begegnungszentrum, Stabilität, MigrantInnen
Kaum ein Thema bewegt die Öffentlichkeit momentan so sehr wie die ansteigende Zahl an Flüchtlingen, die in Deutschland eintreffen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl an Asylanträgen um 144.2 % gestiegen (BAMF, 2015). Dieser steigende Trend ist auch im Bundesland Hamburg registriert worden (BASFI, 2015). Für das Gesamtjahr 2015 werden von der Bundesregierung 800.000 Flüchtlinge in Deutschland erwartet (BMI, 2015). Nach dem Königsteiner Schlüssel, der die Verteilung der AsylbewerberInnen auf die Bundesländer bestimmt, muss Hamburg jährlich 2,5 Prozent davon aufnehmen (BAMF, 2015; BASFI, 2015). Nach Angaben des Bürgermeisters Olaf Scholz (SPD) habe man die Plätze für Flüchtlinge von 400 im Jahr 2011 auf 25.000 aufgestockt (Norddeutscher Rundfunk, 2015). Neben dem Bedarf einer Unterkunft haben viele Flüchtlinge den Wunsch, Arbeit zu finden (Bielicki, Hampel & Ratzesberger, 2015). Aber auf eine Arbeitserlaubnis müssen sie mindestens drei Monate warten und auch jede folgende Beschäftigung muss behördlich genehmigt werden (GGUA e.V., 2014). Diese Hürden führen dazu, dass die Motivation und die Initiative der Asylsuchenden oft monatelang lahm gelegt werden (Thränhardt, 2015). Dabei ist es für eine erfolgreiche Integration wichtig, dass die Asylbewerber sobald wie möglich Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten. Denn lange Pausen der Erwerbstätigkeit können negative Folgen für die langfristigen Erwerbs- und Einkommensperspektiven nach sich ziehen (Geis & Orth, 2015). Außerdem bietet ein Arbeitsplatz eine integrative Verankerung für Flüchtlinge in der Gesellschaft, von der nicht nur die Betroffenen, sondern vor allem deren Kinder profitieren können (Thränhardt, 2015). Demnach kann eine gelungene Integration der Flüchtlinge zum gegenwärtigen Zeitpunkt dazu beitragen, dass Hamburgs momentane gesellschaftliche und ökonomische Stabilität langfristig erhalten bleibt. Der stark zukunftweisende Charakter der Thematik unterstreicht die Dringlichkeit der Bearbeitung dieser Problemstellung. In dem vorliegenden Paper soll eine Herangehensweise zum Umgang mit dieser Situation vorgestellt werden. Hierfür wird eruiert, welche Rolle lokale Begegnungszentren in Form von Arbeits- und Kontaktbörsen für Einheimische und Flüchtlinge im Integrationsprozess spielen können. Die Fragestellung wird aus psychologischer, erziehungswissenschaftlicher und volkswirtschaftswissenschaftlicher Sicht diskutiert. Die Ergebnisse dieser Diskussion werden anschließend als Grundlage für eine Analyse der aktuellen Integrationspraxis Hamburgs herangezogen. Aus der Bestandsaufnahme soll ein Entwurf für ein Begegnungszentrum abgeleitet werden, der das bestehende Angebot sinnvoll ergänzt.
Im Folgenden wird die Rolle von Begegnungszentren im Integrationsprozess interdisziplinär diskutiert. Aus psychologischer Perspektive soll festgestellt werden, ob in modernen Gesellschaften Vorurteile und Stereotypen gegenüber MigrantInnen bestehen und inwieweit diese die Integration erschweren. Daran schließt die Frage an, welche Rolle ein Begegnungszentrum spielen kann, um Vorurteile und Stereotypen gegenüber Flüchtlingen in der Bevölkerung Hamburgs abzubauen. Des Weiteren soll aus erziehungswissenschaftlicher Sicht eruiert werden, ob das Zentrum unterstützend auf die soziale Integration der Flüchtlinge in die hamburgische Gesellschaft wirken kann. Anschließend wird eine volkswirtschaftliche Analyse der arbeitsmarktökonomischen Einflüsse durch Migration auf die Volkswirtschaft Deutschland angestellt. In diesem Teil soll überprüft werden, ob die Integration von MigrantInnen langfristig positive Auswirkung auf eine Volkswirtschaft haben kann und dadurch einen nachhaltigen Mehrwert mit sich bringt. Außerdem sollen, im Hinblick auf die aktuelle Lage und den daraus erwachsenen Chancen, konkrete Handlungsimplikationen für die Politik abgeleitet werden. Die Frage nach der Rolle der Begegnungszentren im Integrationsprozess wird hier bewusst in einen größeren Zusammenhang gestellt, um der gesamtdeutschen Tragweite des Themas gerecht zu werden.
Die Bildung von Vorurteilen und Stereotypen sind Phänomene, die auf basalen Informationsverarbeitungsprozessen beruhen. Hierzu gehören namentlich soziale Kategorisierung, also die Einordnung von Individuen als Gruppenmitglieder, und Stereotypisierung, also ein Eindruck über eine Person, den wir allein durch seine Gruppenzugehörigkeit gewinnen (Smith & Mackie, 2007). Diese Wahrnehmungsphänomene dienen der Vereinfachung der Informationsverarbeitung und minimieren den Aufwand einer Entscheidung für oder gegen eine Kontaktaufnahme (Taylor, 1981; Wilder, 1986). Die auf Stereotypen basierenden Eindrücke sind häufig umso negativer, je kleiner und unbekannter die Gruppe ist, zu der die Einzelperson gehört (Smith & Mackie, 2007). Dieser Effekt verstärkt sich nochmals bei Konkurrenz um Ressourcen oder einer Bedrohung der eigenen Werte (Smith & Mackie, 2007). Stereotype können verheerende Folgen haben, denn dieser erste Eindruck bleibt meist lange bestehen und wird zum Teil trotz Gegenbeweisen verstärkt. Ein Effekt, der dieses Phänomen beschreibt, wird als „Suche nach Stereotypbestätigung“ bezeichnet. Hierbei wird das Verhalten, das dem gruppenzugehörigen Stereotyp widerspricht, eher vergessen als stereotype Verhaltensweisen (Hamilton & Rose, 1980; Neuberg & Fiske, 1987). Ein anderer Effekt, die „selbsterfüllende Prophezeiung“, führt dazu, dass Menschen durch ihre Stereotype genau das Verhalten bei anderen Personen provozieren, das sie aufgrund der Gruppenzugehörigkeit dieser Personen erwarten (Darley & Fazio, 1980; Harris & Rosenthal, 1985; Merton, 1948; Word, Zanna & Cooper, 1974). Stereotype und Vorurteile sind demzufolge hartnäckige Informationsverarbeitungsmuster, die die Wahrnehmung und die Interaktion mit anderen Menschen stark negativ beeinflussen können. Eine zentrale Frage ist daher, wie bestehende Stereotypen und Vorurteile abgebaut werden können, um eine unvoreingenommene Interaktion zu schaffen. Ein psychologisches Konzept, das diese Frage beantwortet, ist die Kontakthypothese nach Allport (1954). Nach dieser Hypothese werden Vorurteile durch persönlichen Kontakt abgebaut, sobald unterschiedliche Ethnien miteinander interagieren (Allport, 1954). Wichtig hierbei ist, dass die Menschen miteinander kooperieren müssen, sich auf Augenhöhe begegnen und ein gemeinsames Ziel verfolgen. Das Erreichen dieses Ziels sollte Interaktion voraussetzen und idealerweise durch eine Autorität oder Institution dabei unterstützt werden. Ein Verbund von SozialpsychologInnen hat im September 2015 in einem offenen Brief an die Bundesregierung darlegt, dass "[…] die Unsicherheit im Umgang mit Flüchtlingen vor allem bei den Menschen groß [ist], die keine Erfahrung mit Einwanderung haben" (Wagner, 15.09.2015, Absatz 7). Dies spiegelt sich auch darin wider, dass Bedrohungsgefühle gegenüber den Flüchtlingen im Osten, wo weniger MigrantInnen leben (Bundeszentrale für politische Bildung, 2012), verbreiteter sind als im Westen (infratest dimap, 2015). Die Tatsache, dass weniger direkter Kontakt zwischen Flüchtlingen und Einheimischen auf Seiten der Einheimischen zu negativeren Einstellungen gegenüber den Flüchtlingen führt, untermauert die Kernaspekte der Kontakthypothese (Allport, 1954). In einer aktuellen Feldstudie konnte darüber hinaus gezeigt werden, dass kontaktbasierte Interventionen nicht nur negative Einstellungen gegenüber Individuen reduzieren, sondern diese auch gegenüber der gesamten betreffenden Gruppe generalisieren (Lemmer & Wagner, 2015). Besonders hervorzuheben ist, dass dies auch auf indirekten Kontakt zutrifft (Lemmer & Wagner, 2015). Daraus abgeleitet sollten Vorurteile bereits reduziert werden, wenn man von dem Kontakt zwischen anderen Personen der eigenen Gruppe und Flüchtlingen erfährt. Genauso effektiv scheint die Online-Vernetzung zu sein. Es konnte gezeigt werden, dass positive Beziehungen zwischen verschiedenen Gruppen wesentlich durch Internetkontakt gestärkt werden können (White, Abu-Rayya, Bliuc & Faulkner, 2015). Dieser Befund verdeutlicht, dass eine Internetseite, auf der Einheimische und Flüchtlinge miteinander kommunizieren können, die Arbeit der Begegnungszentren positiv unterstützen kann.
Soziale Integration kann als die Angleichung der Freundschafts- und Kontaktnetzwerke von MigrantInnen und Einheimischen verstanden werden (Friedrichs & Jagodzinski, 1999). Voraussetzung für soziale Integration ist der direkte Kontakt zwischen MigrantInnen und Einheimischen (Haug, 2006). Als Begegnungsstätte für Flüchtlinge und Einheimische kann das Zentrum daher einen wichtigen Beitrag zur sozialen Integration der Flüchtlinge in Hamburg leisten. Laut Haug (2006) können nur durch eine erfolgreiche soziale Integration die für den beruflichen Einstieg erforderlichen Ressourcen erworben werden. Soziale Integration kann daher als der erste Schritt verstanden werden, die Flüchtlinge langfristig und nachhaltig in das gesellschaftliche Leben und in die Arbeitswelt zu integrieren. In der sozialen Integration spielt die soziale Anerkennung eine zentrale Rolle. Auernheimer (2004) beschreibt die soziale Anerkennung als das wichtigste Element der interkulturellen Pädagogik. Durch die Übernahme und Ausführung von Arbeitsaufträgen für Einheimische können Flüchtlinge zu Anerkennung und Wertschätzung gelangen. Dadurch bauen sie sich bis zur offiziellen Arbeitserlaubnis ein Netzwerk und einen beruflichen Status auf. Neben der allgemeinen sozialen Anerkennung führen derartige neu entwickelte soziale Netzwerke auch zu einer erleichterten Bewältigung der Problemsituationen in den jeweiligen Heimatorten der MigrantInnen. Netzwerke bilden einen Freiraum für die Erprobung neuer Handlungsmethoden und es können Reaktionen auf Problemsituationen entwickelt werden (Boos, Exner & Heitger, 1992). So können aus den Situationen im Aufnahmeland Lösungsansätze für die Situationen in den Krisenregionen der Heimat entwickelt werden. Eine „Arbeitsmigration“ ist demnach im Allgemeinen eine grundsätzlich nötige Entwicklung, um für eine langfristig anhaltende Lösung der Situation zu sorgen (Overbeek, 1995).
Die allgemeine Volkwirtschaftslehre besagt, dass die Zuwanderung negative Auswirkungen auf Personen haben kann, die über einen Arbeitsplatz im Niedriglohnsegment verfügen. Dabei geht es in der Regel um eben solche Arbeitsplätze, die substituierbar sind und somit auch von MigrantInnen ausgeführt werden können (Zimmermann, 1998). In der Regel sind dies einfache Tätigkeiten aus dem unteren Lohnsegment. Positiv hingegen wirkt sich eine Zuwanderung auf diejenigen aus, welche eine Arbeit verrichten, die als Komplement zu dem Niedriglohnsektor angesehen werden kann. Hier spricht man von den höheren Lohnklassen, beziehungsweise den besser Ausgebildeten. Somit wäre die Befürchtung des Arbeitsplatzverlustes der im Niedriglohnsektor arbeitenden Bevölkerung nicht unbegründet. Gesamtwirtschaftlich gesehen übersteigen die positiven Effekte, welche aus dem Bereich der komplementären Arbeiten entstehen, die negativen. Man spricht in diesem Fall von einem Realeinkommensgewinn (Sinn, 2015). Somit ist zu prognostizieren, dass es durch die Migration zu einer Umverteilungswirkung bei inländischen Produktionsfaktoren kommen wird. Der Umfang der negativen Auswirkungen wird durch die vorhandene Vorbildung, also die Qualifikation der MigrantInnen, beeinflusst. Dies ist wie folgt zu erklären: Integriert sich ein/e voll ausgebildete/r und gut qualifizierte/r Migrant/in in den Arbeitsmarkt, kann diese/r sich als komplementär zu der im Niedriglohnsektor arbeitenden Gesellschaft positionieren und somit eine erhöhte Nachfrage an Arbeitskräften schaffen. Eine direkte Folge dessen ist ein Sinken der Arbeitslosigkeit (Sinn, 2015). Um dieses ökonomische Modell zu vertiefen, bezieht sich diese Arbeit auf ein Paper von Bonin (2014) vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Basierend auf Zahlen aus dem Jahr 2012 erwirtschaftet jede/r Zugewanderte dem Staat einen Nettogewinn von 3.300 Euro (Bonin, 2014). Des Weiteren erklärt Bonin (2014), dass „[…] Studien aus den Jahren 2004 und 2006 errechnet haben, dass AusländerInnen auch damals schon mehr Steuern und Abgaben geleistet haben, als sie vom Staat an individuellen Sozialtransfers erhalten haben“ (S.1). Demzufolge ist die Vermutung, ein/e Migrant/in würde dem Deutschen Staat Mehrkosten verursachen ungerechtfertigt. Ferner sind laut Bonin (2014) sogar Gewinne denkbar, die mithilfe kostenneutraler Investitionen in den Bildungsaufstieg junger MigrantInnen erzielt werden können. Eine direkte Investition der Überschüsse in die Weiterbildung der Zugewanderten würde daher zu einer höheren Qualifikation führen und somit Mehreinnahmen für den Staat generieren. Wird nun auf das bereits dargestellte arbeitsmarktökonomische Theorem Bezug genommen, kann folgende These aufgestellt werden: Je größer die Anzahl an qualifizierten Fachkräften ist, desto geringer ist der Wettbewerb bezüglich der Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor. Außerdem entstehen somit mehr komplementäre Arbeitsplätze, welche wiederrum zu mehr Arbeitsplätzen im Niedriglohnsektor führen. Die Bundesregierung und der OECD erklärten, „[…] dass eine erfolgreiche Platzierung von Zuwanderern und ihren Nachkommen auf dem Arbeitsmarkt eine der wichtigsten Voraussetzungen für deren gesamtgesellschaftliche Integration ist.“ (Seebaß & Siegert, 2011, S. 12). Diese erfolgreiche Platzierung kann so interpretiert werden, dass die MigrantInnen in der Art auf dem Arbeitsmarkt verteilt werden, dass ein positiver Anstieg der Gesamtwohlfahrt resultiert. Diese Verteilung kann nur mithilfe von Bildungs- und Fortbildungsmöglichkeiten für MigrantInnen entstehen. In diesem Zusammenhang impliziert eine Handlungsempfehlung folgende Schritte: Als erste Maßnahme ist eine Art Fähigkeiten-Status-Überprüfung erforderlich, in der das Bildungsniveau und die mitgebrachten Qualifikation ermittelt werden. Zweitens sind verpflichtende Deutschkurse nötig, da Deutschkenntnisse für die Mehrheit der Berufe in der Bundesrepublik unabdingbar sind. Drittens bedarf es einer Differenzierung zwischen bereits Ausgebildeten und sich noch in der Ausbildung befindenden Personen. Denkbar ist, dass die so ermittelten Daten in einer Datenkartei gesammelt werden, welche für Unternehmen zugänglich ist. Unternehmen und Gewerbebetreibende können so bei Bedarf die jeweilige Person kontaktieren und im weiteren Verlauf zum Bewerbungsverfahren einladen. Im gleichen Zuge muss der Zugang zu deutschen Bildungseinrichtungen über explizite Verfahren geschaffen werden, um diese nach erfolgreicher Ausbildung auch in den deutschen Arbeitsmarkt integrieren zu können. Im fünften und letzten Schritt ist eine regelmäßige Evaluierung der Bildungs- und Integrationsfortschritte erforderlich, sodass eventuell auftretende Probleme möglichst schnell und effizient behoben werden können.
In der vorangegangenen Argumentation konnte die Relevanz von Begegnungszentren im Integrationsprozess aus interdisziplinärer Sicht aufgezeigt werden. Es wurde deutlich, dass besonders der Kontakt zwischen Einheimischen und Flüchtlingen und die Unterstützung der arbeitsbezogenen Integration den integrativen Mehrwehrt der Zentren auszeichnen. An diese Darstellung schließt die Frage an, wie die Idee der Begegnungszentren in Form von Kontakt- und Arbeitsbörsen in Hamburg praktisch umgesetzt werden kann, beziehungsweise inwieweit in Hamburg bereits vergleichbare Angebote bestehen. Hierzu wird die aktuelle Bandbreite an Integrationsprojekten in Hamburg analysiert und im Hinblick auf die Unterstützung der Arbeitsintegration und der Kontaktherstellung überprüft. Anschließend wird aus den Analyseergebnissen ein konkreter Entwurf für ein Begegnungszentrum in Hamburg abgeleitet, anhand dessen eine sinnvolle Erweiterung des aktuellen Betreuungsangebots demonstriert werden soll. Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme zeigen, dass die Stadt Hamburg eine große Bandbreite an Angeboten aufweist, besonders in der projektgestützten Arbeitsintegration von Flüchtlingen. Die Beratung, Unterstützung, Sprachförderung, persönliche Ressourcenermittlung, individuelle Perspektivenerschließung und die direkte Weitervermittlung von Flüchtlingen auf dem Arbeitsmarkt werden von zahlreichen Anlaufstellen abgedeckt (vgl. Flüchtlingshilfe Harvestehude e.V., 2014; Flüchtlingszentrum Hamburg, n.d.; HO:PE, n.d.; Internationales Diakoniecafé WhyNot?, 1992; Vernetzung Migration Hamburg, 2010; W.I.R., 2015). In vielen der genannten Angebote werden zusätzlich zu der arbeitsbezogenen Betreuung auch Kontaktmöglichkeiten zu Einheimischen hergestellt. Als Beispiel sei in diesem Zusammenhang das Internationale Diakoniecafé WhyNot? (1992) angeführt, in dem, neben begleitender Unterstützung im Umgang mit Behörden und bei Bewerbungen, auch ein sozialer Treffpunkt für MigrantInnen und Einheimische integriert ist. Doch in der Analyse wurde sehr deutlich, dass in den aktuellen Projekten Hamburgs die Ziele der Arbeitsintegration und der sozialen Eingliederung hauptsächlich getrennt voneinander verfolgt werden. Die Flüchtlinge können in den Zentren also entweder zu Arbeitsthemen beraten werden und Zugang zu Weiterbildungsangeboten bekommen oder sie suchen Kontakt mit Einheimischen in speziell dafür vorgesehenen Gemeinschaftsräumen. Doch die Verknüpfung zwischen dem Ausbau des persönlichen Arbeitspotentials und dem Kontakt zu Einheimischen wird nicht erwirkt. Denn ein paralleles und unabhängig voneinander ablaufendes Angebot von Arbeitsberatung und Kontakt zu Einheimischen (vgl. Internationales Diakoniecafé WhyNot?, 1992) kann nicht als Verknüpfung bezeichnet werden. Dabei führt gerade die Verknüpfung von Kontakt und Arbeitserprobung mittels einer Arbeits- und Kontaktbörse für Einheimische und Flüchtlinge zu einer reziproken Verstärkung der jeweiligen Integrationsanteile. Denn die Abhängigkeit durch die Arbeitsübernahme oder -vergabe begünstigt die Beziehungsgestaltung (Allport, 1954) und der dadurch entstehende intensive Kontakt zu Einheimischen schafft auf Seiten der Flüchtlinge eine Grundlage für den Ausbau berufsrelevanter Ressourcen (Haug, 2006). Auch im Integrationskonzept der Stadt Hamburg (2013) sind die Ziele „Steigerung der Teilnahme am Erwerbsleben“ und „Zusammenhalt stärken: Förderung von Begegnungen von Menschen/ Familien mit und ohne Migrationshintergrund“ (S. 13) als besonders relevante Integrationsindikatoren gleichwertig nebeneinander gestellt. Die bestmögliche Unterstützung beider Integrationselemente ist also konzeptuell durchaus vorgesehen. Da herausgestellt wurde, dass nur eine Verknüpfung beider Elemente das gesamte Potential erschließt, kann gesagt werden, dass in Hamburg aktuell eine Diskrepanz zwischen Integrationstheorie und -praxis herrscht. Diese Diskrepanz unterstreicht die Relevanz der praktischen Herangehensweise dieses Papers.
Im Folgenden wird ein Entwurf für ein Begegnungszentrum vorgestellt, in dem dargelegt wird, wie die Verknüpfung von arbeitsbezogener und sozialer Integration realisiert werden kann. Der Entwurf integriert zahlreiche Elemente bestehender Projekte Hamburgs, um zu verdeutlichen, dass die angestrebte Verknüpfung nur einer geringen Ausweitung des aktuell vorhandenen Angebotspotentials bedarf. Für den Entwurf der Internetseite werden konzeptionelle Elemente der Berliner Internetplattform workeer (2015) und der Karlsruher Internetplattform Welcome2Work (2015) herangezogen, da es zurzeit noch kein Hamburger Äquivalent gibt.
Für Begegnungszentren eignen sich Standorte, die umfassend an den öffentlichen Nahverkehr angebunden sind, sodass auch Menschen aus den Randbezirken gut dorthin gelangen können. Beispielweise ist das Flüchtlingszentrum Hamburg (n.d.) direkt am Hauptbahnhof ZOB oder die Arbeitsvermittlung W.I.R. (2015) in St. Pauli lokalisiert. Das geplante Begegnungszentrum sollte demnach auch im Raum Hamburg Mitte angesiedelt werden.
Das Zentrum soll sowohl eine Vermittlungsbörse von Arbeitsaufträgen oder Hilfstätigkeiten für Flüchtlinge und Einheimische darstellen als auch eine Begegnungsstätte zur Kontaktaufnahme beider Gruppen. Die Arbeitsaufträge werden über das Zentrum oder über die dazugehörige Website vermittelt. Für die Vermittlung sind im Zentrum Pinnwände vorgesehen, an denen sowohl Einheimische als auch Flüchtlinge Angebote und Gesuche platzieren können. Diese können entweder Arbeitsaufträge (Umzugshilfe, Gartenarbeit etc.) oder Bildungsangebote (Sprachtandems, Nachhilfe etc.) betreffen. Die Arbeitsaufträge sollen nicht finanziell entlohnt werden, sondern nach dem Prinzip der sozialen Reziprozität (Blau, 1964), also über die Zurückgabe einer angemessenen Gegenleistung (z.B. einer Nachhilfestunde, Hilfe bei der Verfassung eines Anschreibens etc.). Blau (1964) betont den individuellen Nutzen dieser Interaktionsform besonders im Hinblick auf die soziale Anerkennung und die positive soziale Bestätigung. Diese Quelle sozialer Anerkennung ist aus erziehungswissenschaftlicher Sicht bei der sozialen Integration der Flüchtlinge von zentraler Wichtigkeit (Auernheimer, 2004). Darüber hinaus bietet dieses Austauschprinzip aus psychologischer Sicht die einzigartige Gelegenheit zur Begegnung „auf Augenhöhe“, die entscheidend für den Abbau von Vorurteilen ist (Allport, 1954).
Zusätzlich zur der Arbeits- und Kontaktbörse soll es in dem Zentrum einen Gemeinschaftsraum für Flüchtlinge und Einheimische geben, genau wie im internationalen Diakoniecafé WhyNot? (1992). Außerdem sollte für die Beratung und Betreuung vor Ort ein Team von mehreren Mitarbeitern zur Verfügung stehen, die möglichst mehrere Sprachen beherrschen. Als Modellbeispiel wird hier das Flüchtlingszentrum Hamburg (n.d.) angeführt, in dem ein achtzehnköpfiges Team eine Beratung auf insgesamt sechszehn Sprachen anbietet.
Wenn sich zwei Personen hinsichtlich eines Arbeitseinsatzes geeinigt haben, soll der weitere Kontakt nach den Empfehlungen von Allport (1954) gestaltet werden. Das wichtige Element der gegenseitigen Abhängigkeit wird durch einen schriftlichen Vertrag erwirkt, der die wichtigsten Eckdaten der Zusammenarbeit und die Art der Gegenleistung festhält. Der Vertrag wird beiderseits unterschrieben und in der Verwaltungsstelle des Zentrums hinterlegt. Außerdem werden die Personalien aller Beteiligten aufgenommen und in einer Kartei registriert. Wenn ein Flüchtling keinen Personalausweis vorlegen kann, muss an Stelle dessen ein Pfand abgegeben werden. Zur Erleichterung von Absprachen ist in dem Zentrum ein Medienraum vorgesehen, der mit mehreren Telefonen und internetfähigen Computern ausgestattet wird. Besonders der Zugang zum Internet ist wichtig, da mit dem Zentrum auch eine Internetseite eingerichtet werden soll, die im Folgenden vorgestellt wird.
Für Nonprofit-Organisationen, wie das Begegnungszentrum eine ist, bietet ein Internetauftritt eine einzigartige Möglichkeit, Menschen zu erreichen, um neue Mitglieder und Sponsoren zu werben (Ingenhoff & Koelling, 2009). Außerdem kann durch eine Website die Effizienz der Organisationsarbeit gesteigert werden (Pleil, 2005). Somit können durch die geplante Website des Zentrums neue Mitglieder und Sponsoren akquiriert werden und die Arbeits- und Kontaktbörse an Effizienz gewinnen. Das Grundgerüst der Zentrums-Website orientiert sich an der Internetplattform workeer (2015), einer deutschlandweiten Arbeitsbörse für Flüchtlinge und ArbeitgeberInnen, die in den letzten Monaten bereits einen starken Zulauf verzeichnen konnte (Kemna, 07.09.2015). Obwohl workeer (2015) zwischen Flüchtlingen und ArbeitgeberInnen und nicht zwischen Flüchtlingen und Einheimischen vermittelt, eignet sich das Prinzip der Online-Registrierung und des profilbasierten Kontakts auch für die Zentrums-Website. Allerdings wird die Seite workeer (2015) nicht mehrsprachig angeboten, weswegen sich die Zentrums-Website in diesem Punkt an der Online-Arbeitsbörse Welcome2Work (2015) orientiert, die in vier unterschiedlichen Sprachen genutzt werden kann. Auch für die Zentrums-Website wird mindestens eine vierfache Mehrsprachigkeit angestrebt. Flüchtlinge und Einheimische sollen sich auf der Zentrums-Website registrieren können, um eigene Angebote oder Gesuche zu schalten, oder mit Hilfe eines Nachrichten-Tools den Dialog mit anderen NutzerInnen zu suchen. Zur Förderung der Kontaktaufnahme ist ein Chat-Raum vorgesehen, in dem die NutzerInnen sich austauschen können. Wie die Arbeitsangebote auf workeer (2015), können die Angebote und Gesuche in einer allgemeinen Liste oder über eine Suchleiste eingesehen werden. Über die Suchfunktion können Angebote und Gesuche aus bestimmten Kategorien (Gartenarbeit, Haushalt etc.) oder in bestimmten Teilen Hamburgs gefunden werden. Außerdem bietet der Suchfilter die Möglichkeit, die Art der erwünschten Gegenleistung (z.B. Nachhilfe in Deutsch) anzugeben. Zusätzlich wird es ein Belohnungssystem geben, in dem besonders positive Zusammenarbeit durch die Vergabe von Sternen gewürdigt werden kann. Dies soll die soziale Anerkennung der reziproken Austauschbeziehung bestärken, um somit die soziale Integration voranzutreiben (Auernheimer, 2004; Blau, 1964).
Um genügend Einheimische und Flüchtlinge für die Teilhabe am Begegnungszentrum zu gewinnen, muss für das Projekt geworben werden. Hierfür spielt die Website des Zentrums eine wichtige Rolle und kann einen großen Beitrag in der Akquise von Mitgliedern leisten (Pleil, 2005). Auch soziale Netzwerke wie Facebook (2004) und Twitter (2006) sollten genutzt werden, da sie den Einstieg und die Annäherung an das Projekt erleichtern und eine immense Reichweite bieten (Pfafferott & Lange, 2015). Zusätzlich können Informations-Flyer gedruckt und in den Flüchtlingsunterkünften ausgeteilt werden. Wichtig ist, dass Personen, die schon am Projekt teilnehmen, ihre Erfahrungen mitteilen und so zum Abbau der Hemmschwelle anderer Personen beitragen (Lemmer & Wagner, 2015). Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Sprachkenntnisse sollten jegliche Werbemittel mehrsprachig verfasst werden und sich einfachen Vokabulars bedienen. Im Allgemeinen sollte durch die Werbung die Hauptaussage „Integration durch Aktion“ transportiert werden, also die Möglichkeit der Eingliederung für die Flüchtlinge durch das Aktiv-Werden, das gemeinsame Arbeiten und den Kontakt zu Einheimischen. Die Finanzierung des Projekts wird bestenfalls nur im geringen Teil durch öffentliche Gelder abgedeckt. Das Begegnungszentrum könnte über eine Vereinsstruktur finanziert werden, wie es der Flüchtlingshilfe Harvestehude e.V. (2014) praktiziert. Ein eingetragener Verein kann als eine besonders nachhaltige Rechtsform bezeichnet werden, da er trotz wechselnder Mitgliedschaft fortbesteht und finanziell durch laufende Mitgliedsbeiträge getragen wird (Bach & Hamm, 2012). Durch eine Vereinsstruktur würde außerdem die Möglichkeit entstehen, dass Personen, die für eine aktive Mitarbeit keine Zeit haben, das Projekt finanziell unterstützen können. Neben der geeigneten Finanzierung wird es besonders wichtig sein, das Begegnungszentrum in einem Netzwerk bestehender Projekte zu verankern. Nur über die Zusammenschließung von Einzelprojekten zu Verbänden kann eine nachhaltige Ergebnissicherung über Einzelfälle hinaus gewährleistet werden (Pohlmann, 2007).
In der vorliegenden Arbeit konnte aufgezeigt werden, dass lokale Begegnungszentren den integrativen Prozess sowohl aus sozialen als auch aus ökonomischen Gesichtspunkten begünstigen. Aus psychologischer Sicht ist es vor allem die soziale Komponente, die Herstellung von Kontakt zwischen Einheimischen und Flüchtlingen, die den integrativen Mehrwert eines Begegnungszentrums kennzeichnet. Berücksichtigt man die dargestellten Erkenntnisse in der Kontaktgestaltung, ist die Abhängigkeitssituation zwischen Einheimischen und Flüchtlingen entscheidend, die durch das schriftliche Festhalten des Arbeitsauftrags geschaffen wird. Im Besonderen wird die Bedeutung der Zentrumsverwaltung deutlich, da sie den Kontakt zwischen Flüchtlingen und Einheimischen als neutrale übergeordnete Instanz beschirmt. Darüber hinaus deutet die Befundlage darauf hin, dass die Website des Zentrums nicht nur als unterstützendes Medium verstanden werden kann, sondern neben den örtlichen Räumlichkeiten vor Ort einen zentralen Beitrag im kontaktbasierten Integrationsprozess leistet. Ebenso wie der Kontakt zwischen Einheimischen und Flüchtlingen, nach psychologischer Forschungslage, zum deutlichen Abbau von Vorurteilen verhilft, schafft er, gemäß einschlägiger Konzepte der Erziehungswissenschaften, auf Seiten der Flüchtlinge eine Grundlage für den Ausbau berufsrelevanter Ressourcen. Demnach wird in der erziehungswissenschaftlichen Argumentation eine Brücke zwischen sozialen und ökonomischen Gesichtspunkten der Begegnungsstätte geschlagen. Besonders interessant hierbei ist, dass der Bezug zu den ökonomischen Gesichtspunkten nicht über externe, wirtschaftliche Aspekte hergestellt wird, sondern über das Individuum und die Ausweitung des persönlichen Potentials. Einen dritten Blickwinkel eröffnet die Sicht der Volkswirtschaftslehre, die die Ebene der Individuen verlässt und die Fragestellung in einen größeren Zusammenhang stellt. Daraus ergibt sich, dass jegliche Integration von MigrantInnen in den Arbeitsmarkt unterstützt werden sollte, da sich hieraus langfristig positive Auswirkung für die deutsche Volkswirtschaft ableiten lassen. Aus dieser Perspektive wird Arbeit als Schlüssel zur Integration herausgestellt. Unter dieser Prämisse wird die Wichtigkeit der Begegnungszentren im Integrationsprozess durch die Intention determiniert, die Flüchtlinge über die Arbeitsbörse auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten. Obwohl sich die Prognosen zur Auswirkung der Arbeitsmarktintegration auf Gesamtdeutschland beziehen und der vorliegende Projektentwurf lediglich einen Umgang mit der Flüchtlingssituation in Hamburg diskutiert, sind diese Erkenntnisse von zentraler Relevanz. Denn die Tatsache, dass die Eingliederung der MigrantInnen in den Arbeitsmarkt im Allgemeinen einen positiven Einfluss auf die wirtschaftliche Situation Deutschlands haben kann, untermauert das Argument, warum die Arbeitsintegration der Flüchtlinge in Hamburg forciert werden sollte. Die Bestandsaufnahme der Integrationspraxis Hamburgs konnte zeigen, dass es zahlreiche Projekte gibt, die die Arbeitsintegration und teilweise zusätzlich noch die soziale Integration der Flüchtlinge unterstützen. Eine monodisziplinär volkswirtschaftswissenschaftliche Sichtweise hätte das aktuelle Betreuungsangebot Hamburgs demnach aufgrund der hohen Anteile an Arbeitsintegration als zufriedenstellend einstufen können. In diesem Punkt wird die Wichtigkeit der interdisziplinären Behandlung dieser Thematik besonders deutlich. Denn nur durch die Vernetzung psychologischer, erziehungswissenschaftlicher und volkwirtschaftswissenschaftlicher Konzepte konnte herausgestellt werden, dass die aktuellen Integrationsprojekte Hamburgs bislang keine Verknüpfung zwischen arbeitsbezogener und sozialer Integration schaffen und dadurch möglicherweise nicht das gesamte Potential ausschöpfen. Der interdisziplinär hergeleitete Entwurf für ein Begegnungszentrum als Arbeits- und Kontaktbörse für Einheimische und Flüchtlinge könnte genau diese notwendige Ergänzung des Angebots schaffen. In der Zusammenarbeit und im Kontakt mit Einheimischen können die Flüchtlinge wichtige Schritte zur Teilhabe am Arbeitsleben erreichen. Die daraus resultierende Vorbereitung der Flüchtlinge für den Arbeitsmarkt, durch das Zentrum und die Arbeitsbörse, kann im Kleinen einen wichtigen Beitrag in der langfristigen Erhaltung und Weiterentwicklung unserer Volkswirtschaft leisten. An dieser Stelle wird die nachhaltige, ressourcenerhaltende und sogar ressourcenfördernde Qualität dieser Intervention deutlich. Ziel ist es, durch das Zentrum die Überbrückung der Wartezeiten auf Arbeitserlaubnis so zu gestalten, dass keine Potentiale verloren gehen. Das Angebot soll die Flüchtlinge vor Resignation bewahren und ihnen, nach dem Motto „Integration durch Aktion“, einen interaktiven Handlungsspielraum erschließen. Der vorgestellte Entwurf für ein Begegnungszentrum kann als ein Pilot-Projekt verstanden werden. Es müsste in weiteren Untersuchungen geprüft werden, ob sich die erwarteten positiven Effekte auf die soziale und ökonomische Integration der Flüchtlinge auch in der Praxis zeigen. Des Weiteren müssten mehrere Begegnungszentren in Hamburg errichtet werden, um den gegenwärtigen Flüchtlingszahlen gerecht zu werden. Aufgrund der begrenzten Kapazitäten dieser Arbeit konnten in dem vorliegenden Paper nicht alle Aspekte der Problemstellung behandelt werden. Folgende Forschungsprojekte können beispielweise noch detaillierter die Position der Einheimischen und deren persönlichen Gewinn durch dieses Projekt beleuchten. Das Ziel dieses Projekts ist, auch ohne die finale Umsetzung des Entwurfs in der Praxis, zu einer nachhaltigen und verantwortungsbewussten Bearbeitung der Flüchtlingsthematik anzuregen.
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